Tuesday, January 7, 2020

Auf der Suche

Am 6.1.2017 hatte ich folgenden Text geschrieben:

When the night sky gives me peace at heart

Today I've spent a lovely evening together with my friends. A good friend of mine has had birthday earlier in December 2016 and she didn't celebrate, so we did so today. We brought her gifts, ate wonderful food and had a really good time together. We laughed a lot and talked about anything and everything. I'm really grateful for that.
I got picked up and while driving to our friends' home, I watched the night sky. The bright half full moon and several stars (e.g. inside my favorites Orion, its Nebula and the Pleiades). I, again, wished so badly for a telescope to watch them closer. But instead, I had to use my eyes, like always.
While sitting there relaxed and calm, I once again could achieve to wrap my mind around the fact that we're all just on the surface of a giant habitable (imperfect) ball drifting through space. That the night sky is dark, because of the vast distance between us and everything else around us, and the stars are bright, because they are actual stars burning up their own matter in a fusion reaction - and that they're not just small bright dots on a dark blue, almost black canvas.
The stars, the interstellar matter - and the void.
Do you know moments like this? When the reality of our own unimportance hits you hard, when everything good and bad which happens here on our planet seems so meaningless, so unimportant, so trifling.
Our everyday problems and worries, not worth the stress at all. Take your time, take it easy. Life is not a race.
Moments like this don't scare me. When I think about or look at the night sky and the universe I don't feel afraid or intimidated at all. Of course, they're formidable, but they also make me extremely happy and give me almost perfect and complete peace and calm. Which is rare enough in my everyday life.
But my everyday life doesn't matter. My life doesn't matter. Nothing really matters. At least not in the long run. The universe will continue to do what it has been doing since the Big Bang - no matter what we do to ourselves, each other or our home. The earth will continue to orbit our sun as long as it can, everything will go its way as long as it can. Steadily. Continuously.
I'm very grateful for that, as well. Also for the shooting star I could watch before closing the door of our apartment building. So I made a wish upon that star.
Cherish the things you have. Everything you have, everything you are, everything that surrounds you is star dust in the end. The stars that died in supernovae provided the matter for life as we know it. Cherish the ones you love and those who love you. Everything, as improbable as it may have been, turned out this way so that you can be alive now and live the life you've been given.

Das ist jetzt fast auf den Tag genau drei Jahre her. Warum krame ich das gerade jetzt hervor? Nun, dazu komme ich natürlich noch.

Momente wie diese habe ich schon immer erleben dürfen, selten, aber sie waren da, schon bereits als Kind. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die Busfahrt nach Spanien über Nacht zur Zeit um Pfingsten, während man den Orion noch am Sternenhimmel sehen kann.
Es war 1997, (fast) ein Jahr nachdem meine Mutter starb, und der Komet Hale-Bopp flog - so schien es zumindest - friedlich über Orion hinweg, schien in ihm zu ruhen. Und ich habe Stunden damit verbracht, anstatt zu schlafen, mir dieses (für ein zehnjähriges Kind über diesen Zeitraum eigentlich unspannendes) Schauspiel anzusehen und in mir aufzunehmen. Ich fühlte mich eins mit dem Geschehen und Sichtbaren da oben, fühlte mich wohl, geradezu geborgen bei dem Anblick. Wie durch die Umarmung (m)einer Mutter. Ich weiß aber noch, dass ich dabei nicht über "den Himmel" oder ein Leben nach dem Tod nachdachte, oder sie dort oben vermutete. Mein (römisch-katholisch indoktrinierter christliche) Glaube starb mit ihr. Jedenfalls, seit dieser Nacht ist Orion mein liebstes Sternbild und wird es immer sein. Heute bin ich 33 Jahre alt und schaue immer noch in der dunklen Jahreszeit zu Orion auf wie zu einem alten Freund, in jeder Nacht, in der ich ihn am Himmel erblicken kann.

Vor ein paar Jahren (3 glaube ich, oder doch schon 4?) waren wir mal wieder zu Besuch bei der Familie meines Freundes in Österreich. Dies ist ohnehin immer unfassbar schön, vor allem durch dieses ungeheure Maß an mehr oder minder unberührt wirkender Natur, aber auch der Abgeschiedenheit und der Fülle an Leben dort. Damit meine ich nicht die Bevölkerungsdichte, denn die ist in den Dörfern der Voralpen doch recht überschaubar. Sommer, Hitze, brummendes Leben überall, Hummeln summen, Ameisen sammeln, Vögel balzen und füttern was das Zeug hält. Leben halt.
Wir besuchten Stefans Tante auf ihrer Almhütte, mussten, um dorthin zu gelangen, den Wagen etwas weiter unten stehen lassen und den Rest zu Fuß laufen. Auf dem steilen und sich windenden Waldpfad dorthin grüßte uns ein Fuchs, der scheinbar genauso wie wir gemütlich unterwegs war. Oben angekommen sprachen, kochten, aßen und tranken wir alle zusammen, danach ging's an das Verdauungspäuschen. Die Hütte ist klein und gemütlich, umzäunt von Beeten und Pflanzen, doch direkt dahinter folgen keine Zäune oder Hecken, sondern stattdessen tiefer, großer, stiller Nadelwald. Ich lief ein Stück, genoss die kühle und von Harz parfümierte Luft, freute mich wie ein kleines Kind bei jedem Schritt über den unglaublich weichen, federnden Waldboden, der mehr aus alten Nadeln aus als allem anderen zu bestehen schien, hörte den wenigen Vögeln dort oben beim Singen zu, sofern ihr Gesang denn nicht vom Wald gedämpft wurde. Ich lief zurück und legte mich auf eine der Sonnenliegen direkt zwischen Rasen und Waldboden, über mir Nadelbäume, vor mir auf dem Hang der Alm auch Laubbäume, über deren Baumkronen die langsam sinkende Sonne stand, überall um mich herum das leise Rauschen des Windes, der mit seinen Fingern das Laub zu streifen schien. Ich schloss die Augen und existierte einfach nur noch, entspannt, losgelöst, frei. Ein Moment, in dem man einfach nur lebt, voll und ganz. Im Hier und Jetzt, bedingungslos und frei von aller Last. Ich hatte das Gefühl Teil des Waldes mitsamt allen Formen des Lebens darin zu sein und der Wald war Teil von mir. Die Grenzen verschwammen. Ein unglaublich und unbeschreiblich schöner Moment (der in der Tat laut meinem Freund doch gute zwei Stunden anhielt, aber ich muss gestehen, dass ich irgendwann eingenickt sein muss, lel).

Solche Momente berühren und bewegen mich auf eine so tiefgehende, urtümliche, intuitive Weise, dass ich es nur schlecht in Worte fassen kann. Man könnte fast sagen, dass sie mir fast den Blick auf meinen eigenen Kern und den der Welt um mich herum eröffnen und mir dadurch unglaublich tief und intensiv empfundenen inneren Frieden und Gelassenheit geben. ...
Schön und gut, klingt aber irgendwie verdächtig nach... spiritueller Erfahrung oder sogar Glauben? Zumindest das, was die Menschen sich von Glauben erhoffen und was man eben so hört, was so mancher darin zu finden glaubt. Aber ich und Glaube?! Momentchen mal.

Seit dem Tod meiner Mutter lehnte ich alles kirchliche und lange Zeit auch jegliche Form von Religion oder gar Glauben strickt ab. Mein Glaube davor war der naive Glaube eines Kindes, so wie ihn Kinder nun einmal haben, die im Rahmen einer Religion erzogen werden. Tief oder unerschütterlich war er aber noch nie, schätze ich. "Da oben ist Gott, sei brav und bete zu ihm und du kommst in den Himmel." - "Bullshit, nicht mit mir, der Wichser da oben, der so etwas tut, Menschen so viel Leid zufügt, guten Menschen, die die Liebe und Selbstlosigkeit in Person sind... waren..." Ich fiel sprichwörtlich vom Glauben ab und bekannte mich irgendwann bewusst und demonstrativ zum Atheismus. "Auf Gott ist geschissen und auf die Kirche sowieso. Freibriefe, Kreuzzüge, Missionierung, Leib Christi, Klingelbeutel, Kirchensteuer, Himmel, Hölle, Buße, Beichte, auf die Knie fallen, zu Kreuze kriechen, nicht mit mir. Ich hab nichts getan, meine Mutter hat nichts getan, warum also?! Warum so viel Leid, warum so viel Schmerz, warum so früh??"
Ich weiß, dass es meine eigene Wunde war, mein eigener Schmerz, meine Wut, die mich dazu verleitete. Heute weiß ich das, als Kind begreift man so etwas noch nicht. Man erahnt es hin und wieder vielleicht nur ansatzweise, stößt es aber sofort wieder von sich, erst recht, wenn die Wunde tief genug und zu schmerzvoll ist. Als Jugendliche war es auch nicht viel besser, in dieser eh... verwirrenden (und für mich extrem dunklen) Zeit der hilflosen und orientierungslosen Suche nach dem eigenen Ich und seinem Platz in der Welt.
Aus der Kirche ausgetreten bin ich aber bis heute noch nicht. Ja, warum eigentlich nicht? Gute Frage. Zum einen aus Faulheit, zum anderen aus Geiz (was irrsinnig ist, denn was ich über die Jahre unweigerlich dadurch an die Kirche abdrücke übersteigt die "Ausstiegsabfindung" um einiges), zum anderen... aus... Zweifel? Unsicherheit?

Nicht, weil ich irgendwann eine weiße Traumhochzeit mit Kirche und allem Pipapo will. Mir reicht, wenn überhaupt, auch eine standesamtliche Hochzeit im Kartoffelsack, wenn's sein muss, mit je einem Trauzeugen und leckerem Essen in einem guten Restaurant. Kinder und Taufe? Ich weiß seitdem ich 14 war aus absolut felsenfester und unumstößlicher Überzeugung, dass ich niemals selbst Mutter werde. Friedhof? Nun... lange Zeit war das ein Gedanke, ja. Beisetzung. Wie, wo, wenn überhaupt? Ich bin erst 33, aber denke schon immer viel über den Tod nach (zwangsläufig, nech...). Keine Ahnung, zumindest absolut keine bis vor ein paar Jahren, vorsichtshalber also lieber in der Kirche bleiben. Und dann ist da noch die soziale Ächtung, die mit dem Austritt verbunden ist. Nicht hier, ich wohne jetzt schon seit 14 Jahren hier, weit weg von meiner Heimatstadt. Hier dominiert der Evangelismus und auch erschreckend viele Freikirchen, im Pott oben war es ca. 50:50, würde ich schätzen, zumindest als ich noch dort lebte. Aber mit der römisch-katholischen Erziehung ging eben auch einher, dass dir schön unterschwellig eingetrichtert wurde, dass du schlichtweg verkackt hast, wenn du austrittst. Hoffnungslos verlorener Heide, der sich damit auf der Kirmes des Lebens einen Freifahrschein zur Hölle geschossen hat. Ich hörte schon die Steine fliegen allein beim Gedanken daran, obwohl ich zu der Zeit eh nur höchstens zu den Beerdigungen Verwandter ging und schon ewig kein Teil mehr irgendeiner oder gar meiner alten Gemeinde war.
Sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien kann ein extrem langwieriger Prozess sein, aber ich meine ich bin schon ein sehr gutes und weites Stück gekommen. Ächtung fürchte ich also auch nicht mehr, würde mich auch nicht als Heide im Exil fühlen. Im Laufe meiner Entwicklung als Mensch, auf dem Weg den ich bisher gegangen bin, dem Weg, den wir alle gehen, gemeinsam und doch jeder für sich, hat sich vieles verändert, mein Ich allem voran. Ich setze Glaube nicht mehr mit Religion gleich und Religion nicht mehr mit Kirche. Ich weiß, dass die Kirche auch viel gutes getan hat und immer noch tut, aber ich kann es für mich nicht mehr vor mir verantworten und mit mir vereinbaren Teil dieses "Vereins" zu bleiben.
Derzeit wäre meine Wahlmethode der Beisetzung eh die natürlichste; irgendwo offen liegen und die Natur einfach mal machen lassen, oder allerhöchstens einige Zentimeter tief in lockerem Boden verscharren, höchstens in Leinen gewickelt. Davor war es Kremation, kurz darauf Hydrolyse, aber warum darin mitmischen wollen, was die Natur perfekt und effizient ohne Zutun der Menschheit erledigt?
Auf jeden Fall muss ich mich also nicht für den unausweichlichen Fall meines eigenen Todes bei der Kirche auf diese Weise "versichern", denn ich möchte gar nicht auf einem christlichen Friedhof landen. Aber genau genommen ist es mir letztlich egal, wo mein Körper von der Welt recycelt wird. Denn er ist und war schon immer Teil der Welt. Und das meine ich im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.

Jedenfalls... entwickelte sich, kurz gesagt, mein anfangs felsenfester Atheismus im Laufe der Jahre eher in Richtung Agnostizismus, oder einem Hybrid aus beidem. Agnostischer Atheismus, wenn auch unsinnig, aber ja. In Ermangelung eines besseren Wortes und... Sicherheit statt Verunsicherung. Ich glaube an gute, zweifelnde, hinterfragende, neugierige und seriöse Wissenschaft, ich glaube daran, dass sie noch so viele mehr der großen Fragen klären können wird. Aber ich bin mir gleichsam auch sicher, dass es einfach ein paar Fragen gibt, die sie nie beantworten können wird. Nicht solange wir diese derzeitige Spezies von Mensch bleiben.
Bei mir wurde also aus "es kann keinen Gott geben/es gibt keinen Gott" eher "ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt, ich kann es weder be- noch widerlegen, ich bezweifle seine Existenz aber schon so irgendwie". Genauso wie daraus ein offeneres bzw. indifferentes "diejenigen, die glauben wollen, sollen's halt tun, für mich isses nix" geworden ist. Auch gebe ich zu, dass mir hin und wieder über die Jahre hinweg, in entsprechend beängstigenden Situationen, das ein oder andere Stoßgebet auf "gelernte Weise" entfleucht sein könnte. Das Zweifeln ging weiter, genau wie die Unsicherheit bzw. Verunsicherung. Anstoß meiner Suche, wenn man so möchte. Ohne Fragen keine Antworten.

Ist diese Suche, dieser Drang nach der Antwort auf die richtig großen Fragen, etwas urmenschliches, unsere Natur, immanent in uns? Was war vor dem großen Knall, wenn überhaupt? Kann sich das Universum spontan aus sich selbst erschaffen haben? Leerer Raum? Quantenmechanik? Wenn es Antworten auf die Fragen oder eine "Weltformel" gäbe - warum sind sie?
Wieder dieses "warum". Die großen Fragen des Lebens, auf die keiner eine Antwort kennt und meiner Einschätzung nach auch nie kennen wird. Heißt das, dass uns hinter diesen Grenzen nur der Glaube bleibt? Ein Gedanke, der mir bis vor kurzem und auch jetzt noch Angst bereitet, um ehrlich zu sein, denn die Unsicherheit hält mich nach wie vor in ihrem Griff. Wie kann der Mensch sich diesbezüglich je sicher sein? Ist es nicht das, was den Glauben ausmacht, also Misstrauen und Unsicherheit mit Vertrauen und Sicherheit ersetzen? Oder ist der Glaube gerade diese Verunsicherung und die Suche nach Sicherheit? Ist der Glaube die Fragerei? Keine Ahnung, ich bin kein Theologe. Ich bin nur auf der Suche. Wonach ist mir selbst noch nicht ganz klar. Aber ich spüre, dass dieser Drang auch in mir ist. Weswegen ich ja überhaupt erst suche und in letzter Zeit so schrecklich viel "rumhirne".

Ich glaube nach wie vor nicht an Gott. Zumindest nicht an einen persönlichen Gott so wie die Kirche ihn lehrt oder darstellt, nichts greifbares, nichts, was uns hört oder beobachtet oder über uns wacht oder uns antwortet oder Zeichen schickt oder uns helfen würde. Gott ist letztlich auch nur ein Begriff, der sich mit jedem x-beliebigen austauschen ließe. Ich könnte stattdessen auch "Dörte" sagen, oder sonstige Namen wählen, die sich die Menschheit im Laufe ihrer Existenz so ausgedacht hat, oder "Natur", "Naturgesetze", ,Quantenmechanik", "das Leben", "das Warum", "Universum" etc. - ich bin schließlich nur ein Mensch mit begrenztem Vokabular und Verstand und Vermögen das Ungreifbare zu greifen. Ich verstehe "Gott" aber als ein Synonym.
Wir sind ein winzig kleiner Fleck in einem unvorstellbar großen Universum, nichtig, bedeutungslos - und doch sind wir Teil dieses Universums, genau so wie jeder Neutronenstern, jedes schwarze Loch, jedes Quark, Atom, Element, was auch immer. Ohne uns wäre es nicht vollständig. Wir sind Sternenstaub, so kitschig das auch klingen mag. Wir sind all das. Wir sind eine Momentaufnahme einer unendlich langen Kausalverkettung, auf die wir außerhalb unseres Sonnensystems (noch) keinen wirklichen Einfluss nehmen können. Ich sage bewusst nicht "Zufall" oder "Schicksal". Sondern stattdessen "Ursache und Wirkung". Alles baut darauf auf, meinem Verständnis nach. Eine Kausalverkettung die bis suuuper kurz vorm Urknall zurückführt, zumindest soweit bzw. sofern wir das berechnen konnten, zurück geht. Doch was passierte @ Sekunde 0? Was davor? Hawking meinte es kann davor keinen Gott gegeben haben, der den Urknall verursachte oder auslöste oder das Schöpfungs-Domino damit in Gang setzte, denn vor dem Urknall gab es keine Zeit - und wie soll etwas, egal was, ohne Zeit bzw. Raumzeit existieren können? Mein Schädel explodiert gleich, lol. Also zurück zum Tod, der is' einfacher.

Ich glaube auch nicht an ein Leben nach dem Tod. Viele betrachten diese Sichtweise sicherlich als traurig oder schlicht bemitleidenswert, aber ich finde darin etwas ungemein tröstliches, ganz ähnlich wie in meinen oben beschriebenen "Momenten". Denn mit meinem Tod, dem Ende meines Lebens, meiner bewussten Existenz, also der Zeitspanne, in der ich mich als Ich erfahren durfte, endet das Leben nicht. Ich kehre zu dem zurück, von dem ich gekommen war, werde wieder zu dem, was ich immer gewesen bin, weswegen ich auch unbedingt eine natürliche Bestattung haben wollen würde. Nix einbalsamieren oder so. (Wobei ja alles, was wir Menschen erfunden, verändert, fabriziert haben, ebenso immer das war und ist, von dem es gekommen war und wieder zu selbigem wird, irgendwann, also auch Formaldehyd und Co., lol.)
Dazu ein Gedankenschnipsel, den ich vor ein paar Tagen ohne Kontext auf meinem Handy niedergeschrieben hatte:
Es gibt kein Leben nach dem Tod im christlichen Sinne. Mein Fleisch geht in Erde, Wasser und Luft über, kehrt heim, war immer daheim, immer das Heim. Es ernährt Bakterien, Pilze, Einzeller, Pflanzen, Würmer, Fliegen, Käfer, Vögel, Säugetiere, Menschen - das Leben selbst. Das Ich vergeht nicht, denn Ich bin alles und alles ist Ich. Ein Kreislauf, ein unendliches Wechselspiel aus und in sich selbst - auf einem Planeten der selbst nur ein fragmentarischer Teil des unfassbar Großen ist.
Wer weiß, irgendwann wird unsere Sonne in einer Supernova vergehen und reißt alles auf Erden mit sich, wird irgendwann vielleicht zu neuen Himmelskörpern, ermöglicht neues Leben in einer neuen Welt. Das Universum selbst ist das Leben.
Scheiße, das klingt alles widerlich extrem nach Pantheismus. Nicht, dass das etwas schlechtes wäre, Pantheismus ist meiner Meinung nach definitiv das kleinste aller Übel in Sachen Glaube oder spirituell-philosophischen Weltanschauungsmodellen. Das Problem ist nur, dass ich mich eigentlich davon loslösen wollte, mir irgendwelche "Label" zu suchen, irgendwelche Schubladen, die mir bei der Orientierung helfen, bei meiner Suche. Ich will mich nicht beeinflussen lassen, aber wie soll ich mich selbst erfahren, meinen Horizont erweitern oder bei meiner Suche vorwärts kommen, wenn ich mich dem Einfluss von außen, dem anderer Menschen und vor allem der großen Denker unter uns verweigere, verschließe? Egal wie ich's drehe oder wende, zu meinen "Momenten" und damit verbundenen Empfindungen, Gedankengängen und Schlussfolgerungen, Impulsen der Suche und des Reflektierens passt Pantheismus einfach am besten. Zumindest derzeit. Kann sich ändern, muss aber nicht. Muss es auch nicht. Begriffe sind letzten Endes doch egal, genau so wie alles andere, was hier auf Erden so passiert.

Pantheismus. Der optimistische Nihilismus der spirituellen Philosophie. Gott ist alles, alles ist Gott. Gott ist Natur, Natur ist Gott (na gut, das hatte Spinoza behauptet). Aber ja, alles. Natur, Leben, Universum, alles ist alles. Ich, du, Erde, Farbe, Autos, Neutronensterne, Materie, Energie, Sand, Luft, Magensäure, Gras, Wasser, Axolotls, Dinos, Galaxien, Bleistifte, deine Gamingmaus, mein Aquarium. Alles. Wirklich alles. Naturkatastrophen, Supernovae, Vergewaltiger, Morde, Kriege, Seuchen, Viren, Parasiten, Angst, Furcht, Zweifel, Glaube, Liebe.
Alles interagiert, alles beeinflusst sich, alles ist Ursache und Wirkung, alles wiederholt sich, Fraktale, im kleinen wie im großen Maßstab.
So verstehe ich das, und so sehe ich das auch. Irgendwie. Ich muss einfach noch mehr nachdenken. Mehr Input, mehr Output.

Keine Ahnung, wie lange die Suche dauern wird, ob sie jemals enden wird, ob ich jemals Antworten finden werde, oder ob allein die Suche schon das Ziel ist. Ich habe keine Antworten, genau wie alle anderen. Nur Fragen.